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Von 1 beh Dſin nas Grabe.

Eine chineſiſche Naͤnie.

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Vou- ti bey Tſin nas Grabe. Eine chineſiſche Naͤnie.

Na im Buchſtaben Kang 1 Aue mein Jammergeſang! = Ach! in dem weichen Tone Neou Suche, vou ti. die verlorne Ruh! a2 „St

» Das Buch Y —klng, oder Ne kim, welches von dem Fo hi herrühren ſoll, enthalt zwey Buchſtaben, nehmlich Kang, welcher das Starke, Veſte und Standhafte ausdruͤckt, und Neon, der das Weiche und Sanfte vorſtellt. So hi preifet den Buchſta⸗ ben Rang in der Moral an. Die Sekte der Lao tſee hingegen, deren Stifter Lao kiun war, erhebet den Buchſtaben Neou. Dieſe Sekte hat viel aͤhnli⸗ ces mit dem Syſtem des Epikur. Ein neuerer Welt⸗ wieiſer der Chineſer, Namens Tchin, eifert in einer ſeiner Schriften ſehr wider dieſe Sekte.

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| arg eg ara N | 15 „Se ſe ie fe feng!., 2) Rare Goldne Regel, deiner eingedenk F Wil ich hier in finſtern Wuͤſteneienn Meiner Tſin na ewig Thraͤnen weihen.

Schoͤner, als Tſin na war, (Tſin na, mit gelbem Haar, 2 ; Und der Schwanenbruft, | | 0 Tſin na, des rag Glanz, Tin— na, der Schatten Luft,)

Schöner, feit meine Gedanken wehen,

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ar ich nie ein Wegen gefehen, Wie geſchmeidig war * kleiner Fuß! 8.

2) Ein ſehr hochgehaltenes Spruͤchwort der Chineſer. Auf deutſch: Ehret die Todten, wie r die Lebendigen geehrt habt.

3) Das weſentliche Stuͤck der weiblichen Schoͤnheit beſteht nach dem Geſchmack der Ehinefer, in einem kleinen Fuß. a

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| O wie zaͤrtlich ſprachen ihre Blicke . Zitternder Liebe Genuß! Und mit welchem innigen Gluͤcke Durchſtroͤmte mich ihr ſuͤßer Kuß!

Seng vo tchang/ 4)

| = Verführeriſcher Trank! Der kuͤhne Wunſch, Unſterblichkeit zu 1 0 Iſt ewig nur ein Wunſch; ſonſt wuͤrde Tſin na leben. 7 Li- chao kiun, ferner nicht 5) | | Glaubt mein erhellter Geiſt dein ſchmeichelndes Er de Gedicht. A3 Willig

J) Deutſch: die Arzney des ewigen Lebens. Ein gewiſſer . Trank, von welchem man glaubte, daß er fuͤr den . 4

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a Tod ſchuͤtzen koͤnne.

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9 Ein Philoſoph, der fich beſonders ruͤhmte, das Geheim⸗ niß dieſes Tranks zu beſitzen.

| Willig werd' ich erblaſſen,

Denn Tſin na hat die Welt verlaſſen, Und wallet jtzt o wie beneid' ich ſie! Befreit vom Ki, 6)

Im Schleier eines eiſtigen Li. 8 | ses | Gleich

6) Nach der Meinung der Gelehrten in China beſteht ein Menſch, welcher beſonders gute Eigenſchaften zeigt, aus zwey Theilen, welche fie Bi und Li nennen. Zi iſt der irdiſche Theil, welcher mit dem Tode ver⸗ gehet. Li iſt ein hoͤchſt feines, unſichtbares, obgleich materielles Weſen, das in den bewegenden Himmeln und Sonnen befindlich iſt, und das, wenn es ſich mit dem Vi vereinigt, den Weiſen bildet. Nach ſeinem Tode vereinigt es ſich wieder mit dem Himmel. Vor⸗ erwaͤhnter Weltweiſe Tchin urtheilt folgendermaſſen hievon: „Ehe die Weiſen unter uns gebohren worden, find Li und Vi, oder die beyden Theile, daraus fie befichen, bereits im Himmel und auf der Erde vor⸗ handen geweſen. So bald nun ein großer Mann gebildet werden ſoll; ſo vereinigt ſich Li und Ri, und aus dieſer Vereinigung entſtehet er. Stirbt er; fo bleiben feine Gaben, ſeine ſchoͤnen Eigenſchaf⸗ ten, ſeine Vollkommenheiten und ſeine Lehre eine Bewunderung und Richtſchnur der kuͤnftigen Zeiten. b Sie

Gleich dem Kilin oder Soug hoang, 4 Hob ſich ſchnell ihr Geiſt empor; Furchtloß ſtellt' er ſich dem Nen ouang 3) Im Lichte ſeiner Reinigkeit vor; A 4 Ohne

Sie beftehen alſo, und ihre Dauer gleicht der Dauer des Himmels und der Erden. Der Leib eines Meifen verweſet zwar; aber fein Li, welches ihn eigentlich zu dem macht, was er wirklich if, diefer edelſte Theil ſeines Weſens vereinigt ſich mit dem Himmel, wie er vorher damit vereinigt geweſen. Und gleichwie es wahr iſt, wie man ſagt, daß Himmel und Erde un⸗ aufhoͤrlich dauren, eben fo wahr ift es, daß die wah⸗ ren Weiſen ewig bleiben. So weit Thin. Man ſieht, wie genau dies mit dem platoniſchen Syſtem uͤbereinſtimmt.

2) Zwev große Vögel, welche die Chinefer für heilig halten. der Foug hoang ſoll vier Fuͤſſe haben. Bepde Fön nen ſich ſehr hoch ſchwingen.

8) Dies iſt der Pluto derjenigen abgoͤttiſchen Chineſer, die der Sekte des So auhangen.

Bi den Richter durch Gold zu gewinnen, 9) Sprach ihn dieſer von der Macht der Sinnen, PR Von den Flecken der Erde loß. er | Und der Geiſt flog auf in Tiens Schoos. - 10) - Warum verbluͤhteſt du fo früh, Schoͤnſte Blume dieſer Gefilde? Warum ſcheint in ihrer eignen Milde Mir die Sonne deiner Augen nie? Nur die trunkne Phantaſie | Mahlt ſie mir im Hinterhalte Meiner truͤben Seele; ich entfalte Mir

9) Man pflegt in China den Verſtorbenen kleine Stuͤcke von Goldpapier in den Mund zu legen, weil man glaubt, daß ſie ſich in Gold verwandeln; womit man den Nen ouang beſtechen kann.

10) Tien iſt Gott nach den reineſten Begriffen der natuͤrli⸗ chen Religion. Wenigſtens haben die alten Chineſer dieſe Begriffe damit verbunden.

* 9

Mir im Stillen jede Harmonie

Deiner urbarn Schoͤnheit; in die Gebeine IT)

Nehm ich dann den ſtummen Schmerz und weine.

Will es Chang ti dir geſtatten: 12) Laßt es dir Tai ki zu: 13) A 5 Kanſt

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11) Was wir mit der Redensart: ſich eine Sache zu Ge muͤthe ziehen, ausdruͤcken, nennt der Chineſer: den Schmerz in die Gebeine nehmen.

12) Chang ti iſt ein Synonym von Tien.

13) Tai ki, das die Chineſiſchen Philoſophen auch das wahre Grundweſen aller Dinge nennen, iſt die ewi⸗ ge Materie, welche als der Urſtoff aller Dinge zu be— trachten iſt. Das Weſen des Tai ki beſteht dar—

inn, daß es lebt, und mit dem Vollkommnen und Unvollkommen einerley iſt. Es iſt auch in allen uͤbri— gen Weſen befindlich; denn es macht das Weſentliche aller Dinge aus. Ohne die Verbindung das Tai ki mit der Materie, iſt nach ihrer Meynung nichts we— ſentlich. Dieſe Verbindung beſtimmt erſt das Weſen aller natuͤrlichen Körper. Mit einem Wort, unſre relativen Ideen in Verbindung mit der Materie bil— den das Weſen der Dinge. Zuweilen wird Tai ki auch Li ki genannt,

| 10 Te

Kauft du, Tſin na, deinen Schatten

Mit dem Morgenſtrale gatten:

Feßelt dich nicht tiefe Schlummerruhs

Oder iſt dein edles Weſen

Nicht zum Waͤchter fuͤr das Reich,

| Dem Jo hi und Tao gleich, 14)

Von den Göttern auserleſen;

O fo fieig’ aus dem Getümmel

Deiner wirbelnden Himmel,

Deines großen Nangs herab; 15)

Kor hernieder an das Grab, | Wel⸗

14) Zwey wundervolle Weltweiſen * Stifter der herr⸗

ſchenden Religinosſekten in China. Sie werden als Goͤtter verehrt.

15) Tai ki iſt an ſich etwas, das den Ruhepunkt des Alles ausfuͤllt, Die Weltweiſen lin China verlangen alſo, daß man ſich daſſelbe als etwas Unbewegliches vorſtellen muͤße. In dieſer Unbeweglichkeit liegt der

Grund

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—— g Welches deinen Schleier faßet; Sieh, wie vou ti jede Freude haßet, Seit er dich der Erde gab! Taͤglich bring' ich deinem Staube Wohlgeruͤch' und Opfer dar, Und in jener Kokoslaube, Die die Schale unfrer Freuden war, Sitz ich einſam dann, und weine, . Kannſt du, Tſin na, ſo erſcheine | Einmal nur in diefer Laube mir! Ziige dich in deiner neuen Zier,

Laß Grund vom Ne, das iſt, von der groben, unvoll— kommnen, und unbeweglichen Materie. Wenn ſich aber Tai ki bewegt, ſo bringt es hervor Nang, das iſt, eine vollkommne, ſubtile und in beſtaͤndiger Bewegung begriffene Materie. Dieſes Nang erfuͤllt

die ganze Welt. Oftmals wird guch die Sonne alfe genannt. |

12 Laß nur einmal dich umfangen, „Und mit ſehnlicher Begier Mich, gekuͤßt von dir, von dir!

Athemloß an deinen Rofen hangen.

Doch vergebens iſt mein Flehn; Weinet fort, gepreßte Thraͤnenlieder! *

Niemals wieder, niemals wieder Werd' ich meine Tſin na ſehn. Nicht im ſtarken Laute Kang Hallet ferner mein Geſang; Nein! der weiche Ton Neou

Fiel mir im Looſe des Lebens zu.

2

Hier

# | ee 17 Hier wo der hundertſtimmige Schall 16) a Vom reiſſenden Waſſerfall Durch Selfenthäfer ſich windet; Wo der knotichte Baum Seine Zweig' an die Cypreße bindet, Hier, in dieſem oͤden Raum, | Will ich, Tſin na, deinem Angedenken Trauerblumen und Geſaͤnge ſchenken. Unterirdiſcher Bach, Toͤſe dumpf in meine Klagen! Seufze, Felſenhall, mir nach! Locke mich mein tiefes Leid zu ſagen! 3 | Sitzend

16) Dieſe ganze Stelle ſchildert die ſchreckenvollen Scenen, welche die Chineſer des Contraſts wegen in ihren Gaͤr—

1 ten anbringen. Sie iſt groͤſtentheils aus der Be— ſchreibung des Herrn Chambers, eines Englaͤnders, genommen, der ſich lange Zeit in China aufgehalten

hat. S. die Abhandlung über die chineſichen Gaͤrten.

1 u unter einem Stamm, Den der Rache Blitz zerſplittert, | Naͤhr' ich mich, vom Zufall unerſchuͤttert, | Nur mit meinem ewigen Gram. In der Ferne ſchau ich nur Unter Pall erdee e Huͤtten Von Beduͤrfniß, wilden Sitten, Und Verzweiflung die betrübte Spur. Ungluͤcksvolle Voͤgel ſingen Mir den kuͤhlen Sterbegeſang; Aus den weiten Hoͤlen dringen ö Schauernde Lüfte mit rauſchendem Klang; In ſandigter Wuͤſte verbreiten Blumengraͤber ſich; Schmerz und Zärtlichkeit begleiten Zwiſchen dieſe Graͤber mich. Mitten

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75 | 15

Mitten in der Wüſteney

Bluͤht ein ahn von Talg- und Maulbeerbaͤumen; 17) Mit Geſtrauchen ließ ich ihn umzaͤumen,

Daß er meiner Tſin na heilig ſey.

Hier, in dieſem Sang choui, 18)

Schlaͤft, befreyt von Pilgrimskummer

Seinen ſanften Todesſchlummer

Meiner Tſin na irdiſches Ai,

An dem Ufer dieſer Silberſee, Die dein ſtilles Grab umziehet, Tſin na, hier, wo Lien hoa bluͤhet, 19)

Hier

17) Dieſe Baͤume pflegt man in China gewoͤnlich um die Gräber zu pflanzen.

18) Soviel wie Kirchhof: nur mit dem Unterſchied, daß man einen Platz nach Belieben waͤhlen kann, um daſelbſt ſeine Verwandten zu begraben. Dergleichen Plaͤtze ſind gewoͤhnlich nicht weit von den Wohnhaͤuſern entfernt.

39) Ein Waſſerkraut, das ſehr hochgehalten wird.

16 R Hier betracht' ich jene dunkle Hoͤh, Wenn im Angelpunkte Tfe 20) Unſichtbar der Erden Seele glähet. Hier, in dunklen Grottengaͤngen, Schimmert durch die daͤmmernde Nacht Mieine weiſſe Trauertracht 21)

Bis von meinen Klagegeſaͤngen Endlich der junge Morgen erwacht.

In dieſen ſtillen Gründen Wird ein fruͤher Tod mich finden; Eilend bringt der Schmerz 22)

Mein ſcharfgeſpanntes Herz, Gleich 20) Die Sonne beruͤhrt in ihrem Laufe vier Punkte. Der Mitternachtspunkt heißt Tſe. 21) In China iſt die weiſſe Farbe die Farbe der keſſten Trauer.

22) Dieſe Stelle iſt woͤrtlich aus dem Chineſichen überfept, Es iſt ein tragiſches Motto. |

Gleich einem Pfeil, zum Ziele; 2 Meines Lebens Schiff treibt ein ſtarker Wind, Wie eine Weberſpule geſchwind, Fliegt es fort im Wellengeſpiele.

Wenn dann meine Augen brechen,

Wenn ich reif bin fuͤr das Grab;

Werden meine Freunde ſprechen:

Dieſe Blume, die uns Freude gab, |

Pfluͤckte der Liebe Finger ab.

Dann, Tſin na! ruh an deiner Seite Mein jugendlicher Aſchenreſt! Und über unſre Gruft verbreite

Auf Roſenflͤͤgeln ſich der Weſt.

Dann vereint mein erdenloſes Weſen

Wiederum mit Tſin na ſich;

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8 War ich hier zum Schmerz erleſen,

Dort erwarten Wonnelieder mich. g

Dort ſing' ich im Buchſtaben Rang Freudig den Triumphgeſang, 1 Und der weiche Ton Neou

0 Stört nicht ferner meine Ruh,

Anhang.

Zwey Sonnette.

I. Tcheou.

Habt ihr nicht, ihr palmenreichen Hoͤhen, Habt ihr meine Siang nicht geſehen? Wandelte, dem Zimmetlͤͤftgen gleich, Nicht ihr kleiner Silberfuß auf euch?

Sank ſie nicht 11 Cokosſchatten nieder? Toͤnten nicht dem Tcheou Sehnſuchtslieder? Zwitſcherte der Colibri Geſang Nicht in ihrer Zitter Wechſelklang? N | B 2 ; Hier,

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Hier, in lichten Pomeranzengruͤnden,

Waͤhnt' ich, meines Lebens Stern zu finden;

O wo biſt du, jugendlicher Schein?

Welche Grotte, welche Felſenhöle

Schließt dich, Abgott meiner trunknen Seele,

Neidiſch in ihr Zauberdunkel ein?

2.

21 2.

Als Saou kin fang,

An gondelreichen Seen fuhr, Geſchmuͤckt mit Perlen und Saphiren, Saou kin, um die blühende Natur

Durch ihren Glanz noch mehr zu zieren.

Mit ſieben Tönen uͤberſpannt, (9) Die Nangkings Glockenſpiel beſchaͤmen, (9) Lag die Guitarr' in ihrer ſanften Hand,

Gemacht um Tiger zu bezaͤhmen.

Sie fang; der Betel () neigte ſich, | Es

(Die Chineſer pflegen auf einer Art von Leier zu ſpielen, die mit ſieben Sayten bezogen iſt.

() Der Porzellanthurm in Nangking, an welchem filber, ne Gloͤckchen hangen, if belgunt.

() Betel iſt ein Baum.

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| und ledig umbebten mich. ui f SER

$ Die Lien © hauchte fißre Dose, Fi, *

a m | Und ein verliebter Seufzer ſchlich ee ER Durch bie 3 Felſenkluͤfte. n 3 N (Ven iſt eine wohlriechende Blume, der die ene

denſelben Werth beylegen, den die Roſe für uns ba . ee,

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